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Im Folgenden soll ein kurzer Überblick über die nötige Grundausstattung für das Wiederladen von Büchsen- und Kurzwaffenmunition vermittelt werden. Die Liste ist keineswegs abgeschlossen, sondern vielmehr eine Zusammenfassung meiner eigenen Erfahrungen. Für manche Einsatzzwecke findet sich sicherlich bessere Ausstattung, jedoch sollten die gängigen Kaliber hiermit abgedeckt werden können. Am Ende der Seite findet sich eine kurze Zusammenfassung der Ausrüstung.
Presse
Praktisch alle namenhaften Hersteller bieten Wiederladepressen verschiedener Arten in ihrem Sortiment an. Für den Anfang empfiehlt sich die Anschaffung einer Einstationenpresse, um die Abläfe und das allgemeine Handwerk zu erlenen. Mit nur einer Station können die verschiedenen Arbeitsschritte sinnvoll durchgeführt und nachvollzogen werden. Ebenfalls liegen die Pressen preislich deutlich unter solchen, die mehrere Stationen bieten. Mit steigender Erfahrung und Praxis und vorallem hohen Munitionsverbrauch lohnt sich später auch die Anschaffung einer Mehrstationenpresse. Hierbei sind selbstverständlich höhere Produktionszahlen möglich.
Meine erste Presse ist die von Hornady vertriebene Lock-n-Load Classic Press, die neben einem Auffangbehälter noch die Vorrichtung für die LnL Schnellwechseleinsätze bietet. Mit diesen lassen sich die Matrizen schnell auswechseln und müssen nicht jedes Mal neu eingeschraubt werden. Hier passen nicht nur Sätze von Hornady, RCBS und Lee und weitere mit Standardgewinde lassen sich auch problemlos verwenden.
Matrizensätze und Hülsenhalter
Wie bereits oben angesprochen können in der Presse Matrizensätze verschiedener Hersteller verwendet werden. Voraussetzung ist natürlich eine ausreichende Anzahl an Schnellwechsel-Adaptern, da die Sätze nicht ohne Adapter in der Presse verwendet werden.
Meine ersten Anschaffungen waren Hornady-Matrizen für Kurz- und Langwaffe im Set. Für Kurzwaffe werden i.d.R. drei Matrizen benötigt. Im ersten Schritt werden wie auch bei Langwaffen die Hülsen kalibriert - also auf Maß gebracht - und das Zündhütchen ausgestoßen. Für viele zylindrische Hülsen gibt es Hartmetall-Matrizensätze, die kein fetten oder schmieren der Hülsen benötigen. Flaschenhalshülsen und größeres zylindrisches Messing müssen hingegen vorbereitet werden, um ein festfressen in der Matrize zu verhindern. Fürs Fetten und Schmieren stehen verschiedene Mittel zur Verfügung, wobei die Anzahl der Hülsen hierbei entscheident ist. Einzele Hülsen können schnell über ein Fettkissen oder per Hand geschmiert werden, für größere Mengen bietet sich die Verwendung von flüssigen Mitteln an. Nach dem Kalibrieren können die Hülsen eigentlich weiterverarbeitet werden, jedoch bietet sich nach diesem Schritt die Reinigung dieser an. Nach dem Reinigen kommt für Kurzwaffen der Aufweiter zum Einsatz um beim späteren Setzen des Geschosses einen Abscheren zu verhindern und den Setzvorgang zu erleichtern. Für Langwaffen entfällt dieser Schritt. Bevor das Pulver eingefüllt werden kann, muss noch das Zündhütchen gesetzt werden, was auch über die Presse möglich ist. Die letzte Matrize dient dem Setzen des Geschosses, wobei für manche Kurzwaffenpatronen optional ein Taper-Crimp eingestellt werden kann. Die Setztiefe lässt sich schraubbar relativ präzise einstellen, wobei von diversen Herstellern Mikrometer-Schrauben angeboten werden. Das letzte wichtige Teil um Hülse und Matrize kombinieren zu können ist der Hülsenhalter, welcher für die einzelnen Kaliber angeschafft werden muss. Einige Kaliber lassen sich auf Grund identischer Abmessungen im selbsten Halter verwenden.
Hülsenreinigung
Die Reinigung von verschmutzten Hülsen könnte gut und gerne ein Studienfach sein. Die Geister scheiden sich und es existiert einfach kein Patentrezept. Rein technisch gesehen ist eine Reinigung nicht erforderlich, aber das Auge schießt ja schließlich mit. Saubere Hüsen verbessern außerdem die Zuverlässigkeit und gewähren eine bessere Reproduzierbarkeit. Im Trend sind zur Zeit Rotations-Nasstumbler, welche die strahlendsten Ergebnisse erbringen sollen. Hierbei werden neben Hülsen und destilliertem Wasser jeweils ein Reinigungsmittel und ein Poliermedium hinzugegeben. Die Reichweite an Reinigungsmittel beginnt bei einfachem Spühlmittel und endet bei eigens entwickelten chemischen Mitteln. Gute Erfahrungen habe ich mit der Hornady One Shot Sonic Clean Solution gemacht, welche allerdings recht teuer und nicht überall verfügbar ist. Als "billiger Ersatz" tut es im Zweifelsfall auch Pril, wenngleich dann der Glanzeffekt nicht so elegant ausfällt.
Ich verwende zur Nassreinigung den neun Liter fassenden Hornady Hot Tub Sonic Cleaner, der ebenfalls für Waffenteile oder vergleichbares verwendet werden kann. Eigentlich wird zur Reinigung die Verwendung von destilliertem Wasser empfohlen, der logistische Aufwand ist mir allerdings zu hoch. Normales Wasser in Kombination mit dem angesprochenen Reinigungsmittel liefert ebenfalls brauchbare Resultate. Die Qualität der Reinigung hängt auch von der Anzahl an verwendeten Hülsen ab, weshab hier ein gutes Mittelmaß gefunden werden muss. In der Regel verbleiben die zu reinigenden Messingteile circa 40 Minunten im aufgewährmten Ultraschallbad, wobei zwischendurch eine Blickkontrolle nicht schadet. Die gereinigten Hülsen werden dann unter fließendem Wasser abgespühlt und anschließend zum Trocknen ausgelegt. Hier besteht die Möglichkeit verschiedene Geräte zu nutzen oder einfach das nasse Zeug auf die Heizung zu stellen. So oder so, bevor es weitergehen kann, müssen die Hülsen trocknen. Ich für meinen Teil gebe diese anschließend nochmal kurz in einen Tumbler um den Glanzeffekt nochmal zu verstärken. Hierbei kommt ebenfalls ein von Hornady vertriebener Standard-Tumbler in Kombination mit Walnuss-Medium und Politur zum Einsatz, weshalb die Hülsen nach knapp einer Stunde fabrikneu glänzen. Wichtig bei der anschließenden Verarbeitung ist die Verwendung von Handschuhen, um unschöne Fingerabdrücke zu vermeiden.
Irgendwo zwischen diesen Schritten bietet sich zudem das Reinigen der Zündglocke an. Hierfür werden spezielle Reinigungsbürsten angeboten, meist in der Ausführung für kleine und große Zünder. Dadurch wird eine zuverlässige Funktion sichergestellt und das Hütchen kann problemlos gesetzt werden.
Pulverfüller
Als letzte größere Anschaffung fehlt noch ein geeigneter Pulverfüller. Ähnlich wie bei den Reinigungsverfahren gibt es hier unterschiedliche Meinungen, ob automatisch oder manuell, das Resultat bleibt das Gleiche. Für mich richtet sich die Auswahl des Gerätes nach Pulverladung und Patronenmenge, für kleine Ladungen nutze ich einen manuellen Pulverfüller in Kombination mit einer digitalen Waage. Langwaffenpatronen, bei denen die Genauigkeit der Ladung noch entscheidender ist, verwende ich eine automatische Pulverausgabe. Hier kommt der von Hornady vertriebene Auto Charger zum Einsatz, welcher leicht zu bedienen und einfach einzustellen ist. Mit den richtigen Einstellungen und in der richtigen Umgebung lassen sich hier schnell reproduzierbare Chargen ausgeben. Im Praxistest habe ich bisher nur Vihtavuori- und Lovex-Pulver verwendet, welches problemlos im Auto Charger verwendet werden kann. Damit es nicht zu Störungen des Auswerfens kommt, sollten ein paar Dinge beachtet werden. Das Gerät sollte nicht in der Nähe von anderen elektrischen Verbrauchern (z.B. Fernseher, Computer) aufgestellt werden, da insbesondere elektromagnetische Abstrahlung zu Problemen führen kann. Ebenfalls habe ich von Einflüssen durch Luftzug und Leuchtstoffröhren gelesen, welche die eingebaute Waage beeinflussen sollen. Schmerzlichst musste ich auch lernen, dass es keine gute Idee ist, das Netzteil des Chargers dauerhaft in der Steckdose zu belassen. Nach ein bis zwei Tagen der Nichtnutzung war mein Gerät leider nicht mehr funktionstüchtig, weshalb ich empfehlen kann, den Netzstecker nach der Nutzung rauszuziehen. Der Dispenser erwärmte sich stark an der Unterseite und trickelte einfach nicht mehr. Naja, Gott sei Dank war ich noch innerhalb der Garantiezeit und konnte problemlos umtauschen. Neben der automatischen Variante nutze ich noch den günstigen Lee Pulverfüller, welcher sich über eine Schraube recht präzise einstellen lässt. Natürlich ist das bei weitem nicht so komfortabel, wie einfach nur Zahlen einzugeben, allerdings trifft man mit ein bisschen Übung und Erfahrung schnell die richtige Einstellung des Füllers. Zur Kontrolle der ausgeworfenen Charge habe ich eine digitale Waage in Verwendung, die auf +/- 0.1 gr genau wiegen kann. Hier kann man aber gerne zu einer analogen Balkenwaage greifen, die mindestens genau so präzise abwiegen kann. Einmal richtig eingestellt lassen sich mit dieser Kombination deutlich schneller große Mengen an Hülsen befüllen, wobei trotzdem jede Ladung nachgemessen werden sollte. Zum Schluss kann das Pulver dann mittels Trichter in die jeweilige Hülse eingefüllt werden.
Hülsentrimmer
Physikalisch gesehen dehnt sich Metall bei der Erwärmung aus und passt sich in unserem Fall an das Patronenlager an. Dadurch kommt es besonders bei Langwaffenhülsen zu einer Verlängerung im Halsbereich, weshalb zur besseren Reproduzierbarkeit ein gleichmäßiges Ablängen nötig ist. Frisch verschossene Fabrikmunition weist oft hohe Schwankungen in der Hülsenlänge auf, weshalb dieser Schritt keinesfalls vernachlässigt werden sollte. Aus meiner Erfahrung sind einmal getrimmte Hülsen für ein bis zwei Ladezyklen ausreichend abgelängt. Zum Trimmen bieten die namenhaften Marken jeweils Geräte in automatischer und manueller Form an, wobei ich mich für ein Modell mit Handantrieb entschieden habe. Da meine Hülsenhalter, welche für das Gerät benötigt werden ebenfalls von Hornady stammen, habe ich mich für den Trimmer von diesem Hersteller entschieden. Hier werden gleich entsprechende Führungsdorne für die gängigsten Kaliber mitgeliefert, welche eine saubere Führung des Schneiders im Hülsenhals gewährleisten. Vor der eigentlichen Nutzung muss die gewünschte Hülsenlänge manuell - am besten mit einer Dummy-Patrone - eingestellt werden, wobei hier einiges an Fingerspitzengefühl gefragt ist. Richtig eingestellt lassen sich so schnell und effektiv Patronen ablängen und die Messingspäne verteilen sich auf dem ganzen Tisch. Beim Schneidvorgang entsteht an der Mündung der Hülse ein Grat, welcher sowohl innen als auch außen entfernt werden sollte. Hierfür nutze ich einen Innen- und Außenentgrater als Kombination, welcher nach wenigen Drehungen mit der entsprechenden Seite eine saubere Kante liefert. In der Praxis habe ich festgestellt, dass die Metalloberflächen des Gerätes zum Rosten neigen, weshalb hier eine Konservierung nach der Nutzung zu empfehlen ist. Ebenfalls sollte die Variante mit Hartmetall-Schneider gewählt werden und das Ergebnis der Kürzung sollte stichprobenartig nachgemessen werden.
Zubehör
Nachdem die großen Gerätschaften abgebacken sind, gibt es noch einiges an unerlässlichem Zubehör und solches, das die Arbeiten erleichtern kann.
Zwingend notwendig ist zum Messen der Patronengesamtlänge (L6) eine Messlehre, welcher Art auch immer. Da mir eine Genauigkeit bis zur dritten Nachkommastelle zu viel des Guten ist, habe ich zur einer handelsüblichen digitalen Schieblehre gegriffen. Die gängigen Wiederladersachen-Hersteller bieten in ihrem Sortiment auch vergleichbare Geräte an, wenngleich diese i.d.R. teurer und eigentlich nicht besser sind. Ich habe zusätzlich zur Baumarkt-Variante noch einen Schieber von Hornady, kann aber hier keine Unterschiede außer der Ästhetik feststellen. Wer auch noch das letzte Quäntchen Genauigkeit aus der Büchse zaubern will, kann gerne zur manuellen Variante mit Strichauflösung greifen.
Ab und an kommt es zu Fehlern beim Herstellen von Patronen, welche hoffentlich rechtzeitig erkannt werden. Sei es zu viel Pulver oder ein zu tiefes Geschoss, irgendwie muss die Patrone ohne eine "heiße Delaborierung" zerlegt werden. Hierfür steht die brachiale Methode per Entladehammer oder bei größeren Mengen die Verwendung einer Geschosszieh-Matrize zur Verfügung. Ich habe mich für die schnelle Methode per Entladehammer entschieden, wobei ich bei einem Wiederlader-Kollegen auch eine Matrize testen konnte. Beide Methoden haben ihre Vorteile, wobei auch hier die Menge der zu delaborierenden Patronen entscheident ist. Eine Handvoll Murmeln ist schnell mit dem Hammer abgefertigt, bei großen Mengen schohnt die Matrize Gehör und die Nachbarn. Beim Hammer wird der entsprechende Einsatz für große oder kleine Hülsen gewählt und die Patrone in diesem in das eine Ende eingeschraubt. Nach ein paar kräftigen Schlägen auf einen harten Untergrund rutscht das Geschoss aus der Hülse. Der Hammer sollte nur auf eine wirklich robuste Oberfläche geschlagen werden, da sonst unangenehme Kerben übrig bleiben. Vorteilhaft bei dieser Methode ist die relativ zerstörungsfreie Aufteilung in Hülse, Geschoss und Pulver, aber bei starkem Crimp stößt man hier schnell an die Grenzen. Harte Fälle lassen sich daher mit der Matrize besser ziehen, welche das Geschoss im Zieher festklemmt und mit der Hubbewegung der Presse aus der Hülse zieht. Leider bleiben hier bei fest sitzenden Geschossen unangenehme Rillen und Vertiefungen im Geschoss übrig, weshalb diese oft nicht wiederzuverwenden sind.
Für das Befüllen und Aufstellen der Hülsen bietet sich außerdem die Nutzung eines Ladebretts an. Diese kann man käuflich erwerben oder mit handwerklichem Geschick einfach aus einer Holzplatte herstellen. Varianten aus dem 3D-Drucker sind ebenfalls populär, wobei die käuflichen Bretter preiswert verfügbar sind. Hilfreich sind manchmal auch die Einsätze aus den Munitionsschachteln, welche hier und auch beispielsweise zum Trocknen der Hülsen gut genutzt werden können.
Das Setzen der Zündhütchen mit einer Einstationenpresse ist zeitaufwendig und komplex, weshalb hier auf Helfer zurückgegriffen werden kann. Ich habe mir ein Handsetzgerät zugelegt, welches mit einem Voratsbehälter für Zünder ausgestattet ist. Hier muss man nur die Hütchen auf die Platte gebe und schütteln, bis diese in der richtigen Position liegen. Anschließend können in Kombination mit dem passenden Hülsenhalter schnell viele Hülsen gezündert werden. Mein Gerät hat verschiedene Stempel für kleine und große Zünder, ebenso muss die richtige Seite der Platte gewählt werden.
Ein kleines, weiteres Helferlein sind Patronen- bzw. Hülsenlehren. Hier kann man die fertige Patrone auf die Einhaltung der CIP-konformen Maße prüfen, bevor es auf dem Stand zu Ladehemmungen oder Störungen beim Verschießen der selbstgemachten Muntion kommt. Auf die schnelle kann man auch - falls möglich - den Lauf einer Pistole verwenden, allerdings muss hier Vorsicht geboten sein, damit es nicht zu Unfällen kommt. Patronen haben in der zusammengesetzten Waffe innerhalb der Werkstatt nichts verloren! Diese Lehren sind für alle gängigen Kaliber verfügbar und relativ preiswert. Ich habe für meine Kaliber welche von Hornady und Lyman erworben, welche bestens in den Ladevorgang integriert sind.
Um Experimente mit Pulvermenge und Setztiefe für eine Kombination aus Geschoss und Pulver zu vermeiden, empfiehlt sich der Kauf eines Ladedatenbuches. Manche Pulver- bzw. Geschosshersteller bieten für ihre Produkte entsprechende Ladedaten an, oft aber nicht in der gewünschten Kombination. Die Daten in den Büchern sind auf Funktionalität und Sicherheit geprüft und bieten für den Einstieg einen guten Überblick. Neben Literatur von Hornady, H&N oder weiteren gibt es auch ein Fachbuch der DEVA, zu der man im übrigen auch Laborierungen zur Prüfung einsenden kann. Diese können gefahrlos reproduziert und verschossen werden, zumal die Schützenkameraden auf dem Stand es euch danken werden. Falsche Ladungen kö
Zusammenfassung
Für Lesefaule hier nochmal eine Zusammenfassung der Grundausstattung.
- Ladepresse
- Matrizensätze
- Hülsenhalter
- eine Form der Hülsenreinigung (Tumbler, Ultraschall, etc.)
- Zündglockenreiniger
- Messschieber
- Pulverfüller und Waage
- Pulvertrichter
- Ladebrett
- Entladehammer
- für Langwaffe einen Hülsentrimmer inkl. Zubehör
- Literatur mit Ladedaten
Alle gezeigten Bilder wurden der Internetseiten der Hersteller entnommen
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